EM-Porträt, Teil 10: Laura Götsch aus Meran hat in Wien bravourös gespielt. Jetzt heißt es für sie: zittern

Uwe Mauch stellt im Vorfeld der EM im KURIER 23 Protagonisten aus der Wiener Fußballwelt vor. Jede Person steht für eines der 23 Länder, die sich neben Österreich für die EM qualifiziert haben. Uwe Mauch zu seinem Projekt: „Egal ob Highlander in Kaisermühlen, Schiedsrichter aus dem Gastgeberland Deutschland, die Torfrauen aus Italien und Serbien oder ein dänischer U-8-Spieler - alle haben dieses Leuchten in den Augen, wenn sie erklären, was den Reiz des Fußballs ausmacht und was sie ihrem Heimatland bei der Europameisterschaft zutrauen.“ Der WFV hat Uwe Mauch bei seiner Recherche unterstützt. Danke an Uwe für seine Texte und Fotos!

Es ist egal, ob die aktuellen Wiener Cupsiegerinnen vom USC Landhaus 1b alleine auf sie zulaufen, aus vier, fünf oder sieben Meter frei zum Kopfball kommen, die Bälle scharf oder butterweich in den 16-Meter-Raum heben, aus der Nähe oder aus der Distanz auf ihr Tor schießen: Am Ende ertönen aus dem Publikum immer wieder „Super Laura“-Rufe.

Laura Götsch hütet das Tor des Landesligisten FC Mariahilf. Hüten ist wohl in diesem Zusammenhang das richtige Zeitwort, die 22-jährige Lehramtsstudentin aus dem Südtiroler Dorf Naturns (Naturno) könnte mit ihrem Talent und ihrer Fitness auch in Österreichs Frauen-Bundesliga spielen. Anderseits fühlt sich die Italienerin bei den Mariahilferinnen, die in Ermangelung eines eigenen Fußballplatzes ihre Heimspiele in der Simmeringer Leberstraße austragen, sehr wohl: „Ich habe in diesem Verein auf Anhieb so viele nette Menschen kennenlernen dürfen.“

Inzwischen kennt Laura Götsch mehr Leute vom Fußball als von der Uni. Dabei will sie nach Abschluss des Master-Studiums als Geografie- und Biologielehrerin in ihre Heimat zurück: „Weil ich vom italienischen Schulsystem mehr überzeugt bin als vom österreichischen.“ Auf Nachfrage erklärt die Studentin: „Bei uns findet keine Ausgrenzung statt.“

Die Teilung der Kinder nach vier Jahren Volksschule hält sie für einen Fehler: „Wäre das bei mir so gewesen, hätte ich nie die Matura machen können. Denn ich hatte mich in der Grundschule für anderes als für die Schule interessiert.“

Mit 13 interessiert Laura Götsch auch der Fußball. Für den ADFC Red Lions Latsch (Laces) bestreitet sie ihr erstes Spiel, im Tor. Damit hat sie Erfahrung: „Mein Cousin hat immer geschossen, und ich stand zwischen den Bäumen im Garten.“ Bis heute mag sie das: „Als Torfrau spielst du in einem Team, bist aber auch auf dich allein gestellt, weil du mehr Verantwortung hast.“

Forza Italia!
Seit vier Jahren studiert sie in Wien, seit zwei Jahren spielt sie für Mariahilf, auf Anraten eines Sprechers des Südtiroler Fußball-Verbands: „Der hat mir gesagt, dass man mich für die Auswahl nur dann berücksichtigen kann, wenn ich regelmäßig Meisterschaft spiele.“

Auswahl? Ein Südtiroler Team nimmt auch heuer an der Europeada teil, einem Turnier für sprachliche Minderheiten, parallel zur EM der Männer. Apropos EM, die Italienerin strahlt, dann sagt sie: „Italien fährt als Titelverteidiger nach Deutschland. Es war schon sehr toll, als man vor drei Jahren beim Public Viewing des Achtelfinal-Spiels Italien gegen Österreich im Prater am Ende nur uns jubeln gehört hat.“

Doch so ein Turnier hat seine eigene Dynamik, weiß sie. Und zuvor hofft sie auch noch auf eine Nachnominierung für die Europeada. In Form wäre sie jedenfalls.